Die Neue Zürcher Zeitung NZZ hat eine aufwändige Studie zum Thema Windenergie in Deutschland durchführen lassen. Nein, ausnahmsweise mal nicht mit Prognosen und schöngerechneten Zahlen. Sondern es wurde an Hand der bekannten stündlich gemessenen Winddaten aus den letzten 10 Jahren berechnet, wie groß der Auslastungsfaktor von 18.000 deutschen Windenergieanlagen war. Dieser Auslastungsfaktor besagt, welchen Prozentsatz der theoretisch möglichen Energie (auf Grund der Anlagenkapazität) die Anlage tatsächlich (auf Grund des vorhandenen Windes) erzeugen konnte. Das gilt natürlich nur, wenn die Anlage 24 Stunden pro Tag gelaufen ist. Da Windenergieanlagen häufig abgeschaltet werden, ist der reale Ertrag mit absoluter Sicherheit sogar noch geringer als der durch den Auslastungsfaktor vorgegebene.
Notwendig war eine solche durch Journalisten getriggerte nachträgliche Berechnung, weil die Betreiber von Windenergieanlagen diese Daten nicht öffentlich bereitstellen. Kein Wunder, denn in der Studie kam heraus, dass nur 15% der existierenden deutschen Windenergieanlagen einen Auslastungsfaktor von mehr als 30% hatten, die überwiegende Mehrheit dieser gut ausgelasteten Windräder stehen, wer hätte dies gedacht, im äußersten Norden Deutschlands.
Für den Süden Deutschlands ist das Ergebnis katastrophal:
Zum Beispiel beim Windpark Nordschwarzwald. Zehn V90- und vier V80-Rotoren der dänischen Firma Vestas drehen sich dort kilometerweit sichtbar auf knapp 900 Metern Höhe. Die Anlage galt als Leuchtturmprojekt im damals noch CDU-regierten Baden-Württemberg. Eine mittlere Auslastung von 30% versprachen die Projektentwickler damals. Die Realität: Zwischen 2007 und 2010 lag die Auslastung bei insgesamt 17% – das zeigen vertrauliche Daten, die den «Stuttgarter Nachrichten» vorliegen. Auch laut NZZ-Berechnung schneidet die V80 im Zehn-Jahres-Mittel mit 16% katastrophal ab. Selbst die V90 kommt nur auf 21%.
Haas, S.; Beljan, D.; eckstein, C. (2022): Windkraft in Deutschland: Grosse Versprechen, kleine Erträge. neue Zürcher Zeitung, 7.11.2022
Unter dem angegebenen Link ist eine interaktive Karte zu finden, an Hand deren man für jeden Standort einer Windenergieanlage in Deutschland den berechneten Auslastungsfaktor erfahren kann.
Im Buch Wider die Angst habe ich auf wissenschaftliche Ergebnisse hingewiesen, die eindeutig belegen, dass keineswegs mit 2% der gesamten Landesfläche ein signifikanter Beitrag zur Energieversorgung der Zukunft geleistet werden kann. Die jetzt von der NZZ veröffentlichten Daten deuten in dieselbe Richtung: Es wird nicht gehen.