Im Koalitionsvertrag der deutschen Ampel-Regierung aus dem Jahr 2021 ist festgehalten
Wir werden von den rechtlichen Möglichkeiten Gebrauch machen, den Export von bestimmten Pestiziden zu untersagen, die in der EU aus Gründen des Schutzes der menschlichen Gesundheit nicht zugelassen sind.
Quelle: Koalitionsvertrag zwischen der SPD, Bündnis90/Die Grünen und der FDP (2021) S.151
Das ist ein weiteres Beispiel dafür, wie aus Deutschland mit dem erhobenen Zeigefinger die Welt belehrt werden sollte. Und natürlich wieder in guter Absicht – denn bis zum heutigen Tag waren deutschen Umweltaktivisten davon überzeugt, dass die bösen Pflanzenschutzmittel in jedem Jahr für rund 385 Millionen Vergiftungsfälle verantwortlich sind. Diese Zahl stammt aus einem Artikel, der 2020 im renommierten Journal BMC Public Health erschienen ist und weltweit für großes Aufsehen sorgte.
On this basis, we estimate that about 385 million cases of UAPP (Unintentional Acute Pesticide Poisoning) occur annually world-wide including around 11,000 fatalities. Based on a worldwide farming population of approximately 860 million this means that about 44% of farmers are poisoned by pesticides every year.
Boedeker, W., Watts, M., Clausing, P. et al. RETRACTED ARTICLE: The global distribution of acute unintentional pesticide poisoning: estimations based on a systematic review. BMC Public Health 20, 1875 (2020). https://doi.org/10.1186/s12889-020-09939-0
Allerdings stellte sich bereits kurz nach dem Erscheinen heraus, dass die vier Autoren vollkommen absurde Methoden verwendet hatten – etwa die Anzahl von Neuerkrankungen mit der Gesamtzahl verwechselt, unklare Definitionen und zweifelhafte Hochrechnungen. Was im Nachhinein eigentlich nicht verwunderlich war, denn alle vier Autoren gehören zum Pesticide Action Network, einer der unzähligen so genannten NGO, die immer mehr ideologischen Einfluss auf die Politik ausüben. Das Journal BMC Public Health forderte daraufhin die Autoren auf, den Artikel zurückzuziehen. In der akademischen Welt ist das gleichbedeutend mit einem heftigen Klaps auf die Finger: Man hat die Unwahrheit gesagt, und als Wissenschaft ausgegeben. Die Autoren versuchten, sich gegen diese Zurückziehung des Artikels durch rechtliche Schritte zu wehren – unterlagen aber glücklicherweise. Das Journal BMC Public Health teilte deshalb am heutigen 9. Oktober 2024 mit
…The Editor therefore no longer has confidence in the results and conclusions presented….
Nachtrag:
Am 13. November 2024 führte der Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung des Deutschen Bundestages eine Anhörung zum Thema der Pflanzenschutzmittel durch. Als Sachverständige waren fünf Personen geladen, zwei davon mit wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Expertise und drei „Aktivisten“, unter anderem aus dem schon oben genannten „Pesticide Action Network“. Noch in der Einladung zu diesem Hearing war von den „385 Millionen Vergiftungsfällen“ die Rede. Nach dem 9. Oktober 2024 aber wurde diese Passage aus der Ankündigung der Anhörung entfernt, das wäre den Organisatoren dann wohl doch peinlich gewesen.
Allerdings haben natürlich die drei geladenen Aktivisten für ein Exportverbot votiert.